(Deutsch manchmal auch «Verandern» oder «Alterisieren»)
Othering meint die Unterscheidung zwischen einer «Wir»-Gruppe und einer Gruppe von «Andern» sowie die Distanzierung von letzterer; die «Andere»-Gruppe wird als «fremd» beurteilt. Damit geht immer eine implizite oder explizite Hierarchisierung einher.
Geschlecht, Glaube, Rassifizierung, Sexualität etc. können die Grundlage für ein Othering sein. In erster Linie geht es dabei um eine Selbstaffirmation: Über die Zuschreibung von Minderwertigkeit wird für die eigene Position Überlegenheit beansprucht. Für die Unterscheidung werden vermeintliche oder tatsächliche Differenzen zwischen den Gruppen überhöht und als charakteristische, natürliche oder biologische Eigenschaften festgeschrieben.
Koloniales Othering wurde von Gayatri Chakravorty Spivak in der →post_kolonialen Forschung als Begriff geprägt, um →eurozentrische Selbstbilder in Abgrenzung zu einem als minderwertigen und rückständigen kolonialen Anderen zu fassen. Koloniales Othering beruht auf binären Differenzierungen, die für das moderne europäische Wissen sowie für die darauf aufbauende soziale Ordnung grundlegend wurden (Mann/Frau, Mensch/Tier, weiss/Schwarz, zivilisiert/rückständig, entwickelt/geschichtslos, sesshaft/fahrend, Abend-/Morgenland, Nord/Süd, fleissig/faul etc.). So konnten die kolonialen Andern beispielsweise feminisiert oder hypermaskulinisiert werden im Gegensatz zur guten oder richtigen Virilität von Europäer:innen. Koloniales Othering legitimiert bis heute Interventionen und Zivilisierungsmissionen. Die Vorstellung eines fortgeschrittenen Westens, der sich auf einer historischen Zielgeraden vorwärtsbewegt und als Mass für Entwicklung dient, unterfüttert beispielsweise bis heute die Vorstellung und Praxis der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit.
O wie Othering (Verandern/Alterisieren) meint erstens die Abgrenzung einer «Wir»-Gruppe von einer Gruppe der «Anderen»; zweitens eine Distanzierung von den als fremd beurteilten «Anderen». Diese Unterscheidung beinhaltet immer eine Hierarchie. Der Begriff koloniales Othering kommt aus der postkolonialen Forschung. Er bezeichnet die →eurozentrische Abgrenzung von einem als minderwertig und rückständig konstruierten, kolonialen «Anderen». Koloniales Othering bestimmt bis heute das Selbstverständnis vieler europäischer Gesellschaften.