Der Begriff Intersektionalität wurde von der Schwarzen Juristin Kimberlée Crenshaw geprägt. Sie kritisierte damit das bestehende Diskriminierungsrecht, das von den Diskriminierten immer nur die relativ Bessergestellten zu ihrem Recht kommen lasse. Sie führt dafür Beispiele aus der Rechtsprechung an: In einem Fall wurde in einem Prozess die Diskriminierung, die Schwarze Frauen erlebten, nicht als repräsentativ für Geschlechterdiskriminierung anerkannt, diejenige die weisse Frauen erlebten jedoch schon. In einem anderen Fall klagte eine Gruppe Schwarzer Frauen gegen ihre Entlassung bei General Motors. Das Gericht entschied, dass es sich weder um rassistische noch sexistische Diskriminierung handeln könne, da weisse Frauen (als Sekretärinnen) und Schwarze Männer (als Mechaniker) nicht entlassen worden seien.
Crenshaw nutzte zwei Metaphern, um Intersektionalität zu veranschaulichen: Zum einen verglich sie «Rassifizierung» und «Geschlecht» mit zwei Strassen. Auf beiden können Unfälle im Sinne von Diskriminierungen passieren, aber an der Kreuzung (Intersektion) ist das Risiko höher. Zum andern verglich sie diese Rechtspraxis mit einer Kellerluke, durch die immer nur eine Person nach oben (in die Gesellschaft) gezogen wird, nämlich diejenige, die auf der Spitze der menschlichen Pyramide im Souterrain der Gesellschaft steht.
Intersektionalität beschreibt, wie soziale Formen der Ungleichheit (z.B. aufgrund von Geschlecht, Rassifizierung, Klasse, BeHinderung, Alter oder sexueller Orientierung) meistens nicht alleine auftauchen, sondern sich gegenseitig überkreuzen und aufeinander aufbauen (Kreuzung). Das Ziel ist einerseits, die Formen der Diskriminierung sichtbar zu machen, die bei einem eindimensionalen Ansatz untergehen. Zum andern geht es darum, unterschiedliche dominante und unterdrückte Positionierungen in deren Beziehung zueinander zu verstehen (Pyramide).
Intersektionale Ansätze drehen sich nicht um eine Vervielfachung, Aneinanderreihung, Addition oder gar Konkurrenz verschiedener Ungleichheitskategorien. Eine intersektionale Perspektive fragt nach den gegenseitigen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen von Ungleichheitsformen. Sie untersucht die tatsächliche Dynamik verschiedener Machtverhältnisse, die sich in einem Menschen durchkreuzen. Die Auswirkungen dieser Dynamik auf eine Gruppe oder Person sind anhand der konkreten Situation zu befragen und nicht direkt aus vorbestehenden Kategorien ableitbar. Beispielsweise erleben eine migrierte Schwarze Frau aus der Arbeiterklasse, die in einer Asylunterkunft untergebracht ist, eine, migrierte schwarze Frau, die in Zürich lebt, wenig Deutsch spricht und Sexarbeit verrichtet und eine, die aus München kommt und in einem Bündner Bergdorf als Saisonniere arbeitet, aus denselben Machtstrukturen heraus jeweils unterschiedliche Formen der Diskriminierung und Ausbeutung. Sie entwickeln auch ein unterschiedliches Wissen über Diskriminierung. Intersektionale Ansätze fragen immer auch kritisch danach, welche Diskriminierungen durch bestehende Machtverhältnisse unsichtbar bleiben.
I wie Intersektionalität beschreibt, wie soziale Formen der Ungleichheit (z. B. aufgrund von Geschlecht, →Rassifizierung, Klasse, BeHinderung, Alter, sexueller Orientierung) sich gegenseitig überkreuzen. Dabei entstehen jeweils eigene spezifische Formen der Diskriminierung. Diese können nicht verstanden werden, wenn Diskriminierungsformen als voneinander unabhängig betrachtet werden. Mit dem Ansatz der Intersektionalität werden auch die vielfältigen Macht-Beziehungen zwischen dominanten und unterdrückten sozialen Positionen berücksichtigt.