G wie Gadjé-Rassismus

Gadjé-Rassismus ist der spezifische Rassismus gegen Rom:nja, Sinti:zze und Jenische, sowie gegen Menschen, die als solche wahrgenommen werden. Jahrhundertealte und tief verankerte Stereotype führen bis heute zu Diffamierung, Verfolgung, Assimilationszwang, Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt. Porajmos (romanes: «das Verschlingen») beschreibt den Völkermord an Rom:nja, Sinti:zze und Jenischen in Europa. Der Porajmos wurde erst 2015 als Genozid anerkannt. Angehörige mussten lange dafür kämpfen, als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung anerkannt zu werden und haben bis heute teilweise keine Wiedergutmachungsleistungen erhalten. Wiederkehrende gadjé-rassistische (→kontrollierende) Bilder zeigen sie in zerlumptem Äusserem auf der Landstrasse, als Wahrsager:innen und Diebe. Die Darstellung von Rom:nja und Sinti:zze war ein beliebtes Motiv für den Buchstaben Z in ABC-Büchern. Auch das s/exotisierende Bild der selbstbewussten, verführerischen «Z.» wird in der Unterhaltungsindustrie immer wieder ausgebeutet. Die tatsächliche (oft auch unter Zwang) oder zugeschriebene fahrende Lebensform, wird dabei immer wieder als Gegensatz zum bürgerlichen Leben dämonisiert oder glorifiziert. Der Gadjé-Rassismus führte zu einer «Ethnisierung» von fahrenden Lebensweisen, die über Jahrhunderte von unterschiedlichen marginalisierten Gruppen gepflegt wurden. Auch vermeintlich positive, «romantische» Vorurteile beruhen auf einer rassistischen Pauschalisierung (vgl. →Exotisierung).

Der Begriff Antiziganismus wird als Synonym von Gadjé-Rassismus ebenfalls verwendet. Der Begriff ist zwar etabliert, aber umstritten, weil er auf einem rassistischen Begriff beruht. Gadjé-Rassismus ist im deutschsprachigen Raum verbreitet und betont, dass Rassismus von Gadjés (rRomanes: «Nicht-Rom:nja») ausgeht.

In der Schweiz wurde die fahrende Lebensweise im 19. Jahrhundert verboten. Später gab es eine Anerkennung der Jenischen Minderheit, nicht aber anderer Gruppen.

Die «Fremdenpolizei» der Schweiz entwickelte sich anfangs des 20. Jahrhunderts wesentlich als Repressionsapparat gegen Fahrende. Die Aktualität des Gadjé-Rassismus zeigt sich in der Schweiz regelmässig in den Debatten um Stellplätze.

Es gab ausserdem in der Schweiz verschiedene Formen der Zwangsassimilation. Das Projekt «Kinder der Landstrasse» der halbstaatlichen Stiftung Pro Juventute entriss von 1926 bis 1972 Kinder von Fahrenden ihren Familien, um sie in die Dominanzgesellschaft einzugliedern. Für die Verwandten unauffindbar gemacht, wurden sie in Heimen, psychiatrischen Anstalten, Fremdfamilien und Gefängnissen untergebracht oder verdingt.

G wie Gadjé-Rassismus (oder umstrittener Antiziganismus) bezeichnet den Rassismus gegen Rom*nja, Sinti*zze und Jenische und Menschen, die als solche wahrgenommen werden. Seit Jahrhunderten erfahren sie in Europa Verfolgung, Vertreibung, Assimilation, Entrechtung und Gewalt. Der Porajmos (Völkermord) durch das NS-Regime wurde lange nicht als Genozid anerkannt. Die Schweizer Fremdenpolizei wurde u. a. zur Verfolgung von Fahrenden geschaffen. Die halbstaatliche Stiftung Pro Juventute war bis 1972 verantwortlich für 600 Fälle, in denen Fahrenden die Kinder weggenommen wurden.