F wie Fundus

Fundus meint den Ort, an dem gebrauchte Kostüme, Requisiten und Gedanken aufbewahrt werden, bis wir sie wieder verwenden. Weil es viel zu aufwendig, ja gar nicht möglich wäre, jeden Gedanken im Moment des Denkens neu zusammenzunähen, greifen wir auf einen Fundus zurück. Neben unserem persönlichen Erfahrungsfundus gibt es auch eine Art gesellschaftlichen Fundus. Alte Gedanken werden hervorgeholt, um mit einer neuen Situation umzugehen und diese einzuordnen. Manchmal muss der Fundus aufgeräumt werden. Man möchte dann auch mal sagen, jenes Kostüm dort gehört auf den Müllhaufen. Denn es erzählt auch in neuen Theaterstücken immer wieder die gleiche alte Geschichte mit, für die es einmal genäht worden ist (vgl. →kontrollierende Bilder). Andere Kostüme müssen vielleicht umgenäht werden, damit sie neue Geschichten erzählen können. Das Geschichtenerzählen ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Manche Geschichten sind zum Beispiel rassistisch. Wir möchten sie nicht mehr ständig erzählt bekommen, weil Rassismus überwunden gehört.

Der Fundus ist also ein gesellschaftlicher Bestand an Wissen, Bildern und Gegenständen, auf die bei Bedarf zurückgegriffen wird, um einzuordnen und zu erklären. Bestandteile des Fundus werden allgemein wiedererkannt. Der Fundus prägt, wie Neues aufgefasst und welche Aussagen darüber gemacht werden. Was in den Fundus aufgenommen oder daraus entfernt wird, ist weltbildend und Gegenstand von politischen Aushandlungen. Nicht alle Erfahrungen schlagen sich im Fundus nieder (vgl. →Lücke). Besonderen Einfluss auf die Verwaltung des Fundus haben z. B. →Museen.

Ein historisches oder ethnologisches Museum hat in diesem Sinne einen eigenen Fundus, wozu die Sammlung gehört, aber auch die sonstige Ausstattung sowie die Diskurse rund um dieses Museum. Sammlungskurator:innen, müssen sich zum Beispiel immer wieder überlegen, wie sie mit ihrer Sammlung umgehen und was sie daraus für die Ausstellungen auswählen. Wie setzen sie diese ausgewählten Objekte mit dem Rest der Welt in ein Verhältnis? Was schreiben sie in den Katalog, der die Sammlungsstücke aufführt und wen beziehen sie in diesen Prozess ein? Auch Museen erzählen mit ihren Ausstellungen Geschichten. Diese wirken glaubwürdiger als andere Geschichten, weil sie durch imposante Gebäude und glänzende Vitrinen gerahmt sind. Dass Museen so viele «originale» Objekte im Depot haben, die als Zeugen für ihre Geschichten präsentieren können, verleiht diesen Geschichten zusätzliches Gewicht.

F wie Fundus als gesellschaftlicher Bestand an Wissen, Bildern und Gegenständen, auf die bei Bedarf zurückgegriffen wird, um einzuordnen und zu erklären. Bestandteile des Fundus werden allgemein wiedererkannt. Der Fundus prägt, wie Neues aufgefasst wird und welche Aussagen darüber gemacht werden können. Was in den Fundus aufgenommen oder daraus entfernt wird, ist weltbildend und Gegenstand von politischen Aushandlungen. Nicht alle Erfahrungen schlagen sich im Fundus nieder (vgl. →Lücke). Besonderen Einfluss auf die Verwaltung des Fundus haben z. B. →Museen.